Normalerweise bin ich durch meinen Proletarier-Hintergrund dem pseudo-intellektuellen und über dramatisierten lyrischen Weichspüler-(Brit)Pop gegenüber sehr reserviert. Auch deutsche Bands wie BLUMFELD oder TOCOTRONIC, ohne diese mit den Drogensüchtigen Nullnummern von OASIS vergleichen zu wollen, entsprechen nicht meinem Kunstgeschmack. Auch bin ich kein Freund der BEATLES. Was hat das ganze nun mit xrFARFLIGHT zu tun, um die es in diesem Review ja gehen sollte? Gute und berechtigte Frage und hier auch schon die Antwort: Weil ich beim Hören der „Producing The Dust“ EP (die letzte Veröffentlichung des deutschen Trios) nicht sofort unter abrupter Inkontinenz leide. Die zarten, doch eindringlichen Töne der vier Songs Treffen sanft auf den Gehörgang, unterwandern Hammer und Amboss, schleichen sich gekonnt durch das Trommelfell und gelangen von dort aus, mittels der Synapsen-Autobahn, in das Langzeit Gedächtnis. Auch nach mehrmaligem Hören, kann sich ein positiver Grundeindruck nicht verhindern lassen. Nicht dass ich das versucht hätte, als „objektives“ Subjekt der Gattung Rezensent, jedoch ist es ungewöhnlich, dass sich ein britischer Akzent (grusel-grusel) mit latent unverständlicher Poesie und teilweise diffus anmutendem Arrangement, derart attraktiv auf mich wirkt.
Songs „Papermaché Icecram Wafer´s End“ ist einfach herrlich irritierend, wie eine Reise durch Alice´s Wunderland oder eine Unterhaltung mit der rauchenden Raupe. Musikalisch brillieren die Multi-Instrumentalisten mit einer unglaublichen Dynamik. Spannung baut sich auf, aber anstatt sich eruptiv zu entladen, bricht die Woge aus purer Energie einfach wieder in sich zusammen und führt fast schon zur Enttäuschung der üblichen Hörererwartung. „Swirl up, Dealing, Drone“ ist dann das repräsentative Konterfei in herzhaften Rockgewand. Immer noch klagend, ist dieser tanzbare Song aber alles andere als ausufernd oder gar brutal. Nein, es ist vielmehr so, als würde jemand lächelnd und ganz sanft Erde über deinen gläsernen Sarg schütten? Klingt morbide? Vielleicht, aber komische Weise war es eben genau das Bild, das dieser Song erweckte.
Allerdings kann ich antizipieren, dass die Musik von xrFARFLIGHT nicht nur etwas für Autonome mit einem Faible für Bewusstseins erweiternde Substanzen ist oder für spätromantische Musikstudenten. Diese Musik ist ideal für einen verregneten Herbstabend mit einem Chianti geeignet, genauso wie für einen Frühlingsgenuss unter freiem Himmel und charmanter Begleitung.
Wunderschön, auch wenn es prinzipiell nicht meinen Geschmack trifft.
Tracklist
1. Producing The Dust
2. Papermaché Icecream Wafer´s End
3. A Slight Nausea
4. Swirl up, Dealing, Drone